Auch wenn es vordergründig um die eher nicht so interessante Debatte rund um ein „Leistungsschutzrecht“ für Verlage geht: Was Eva-Maria Schnurr da vor zwei Tagen beim Freitag geschrieben hat, ist bemerkenswert. Gerade wegen der Unaufgeregtheit des Textes haut sie den Verlagen – und auch den in ihnen arbeitenden Journalisten – so einiges um die Ohren.
Zum Beispiel:
„Denn die derzeitige Medienkrise ist im Kern eine Legitimationskrise des Journalismus. Es ist Verlagen und Journalisten in den vergangenen Jahren nicht gelungen, deutlich zu machen, was Journalismus leistet, was die Netzöffentlichkeit nicht kann und warum das einen Wert hat.“
Weiter schreibt sie, gibt es „einen Unterschied zwischen Verlagen und Journalismus“, und man möchte nach jedem zweiten Satz lauthals „Ja! Ja doch“ schreien. Unter anderem auch an der Stelle, an der sie argumentiert, dass viele Einsparungen eben gerade dazu führen, dass Journalisten nicht mehr das tun können, wofür sie eigentlich da sind: Unabhängig zu berichten, sich nicht käuflich zu machen, auch mal mit Ausdauer recherchieren. Besonders wichtig finde ich in diesem Zusammenhang ihr Plädoyer für mehr Transparenz:
„Warum nicht auch Transparenz darüber, wie lange der Journalist recherchiert hat, ob er vor Ort war oder nur telefonieren konnte? Wer die Reise bezahlt hat. Ob ein Profi am Werk war oder ein Hobbyautor. Oder ein Siegel für die faire Behandlung (freier) Journalisten und eines für garantierte Unabhängigkeit – vergeben von einer Stiftung Medientest? Wer öffentliche Relevanz für sich in Anspruch nimmt und selbstbewusst genug ist, das auch belegen zu können, sollte kein Problem haben, solche Fakten offenlegen.“ (sic!)
Wunderbar. Genau das machen, was Millionen ehrliche Amateure machen: Einfach drunter schreiben, wer’s bezahlt hat und was sonst noch dahinter steckt. Dann kann, so Eva-Maria Schnurr, der Leser bzw. User – also wie in anderen Wirtschaftsbereichen auch der Verbraucher – entscheiden, ob er das in Ordnung findet oder sein Geld (oder bei werbefinanzierten Medien eben seine Aufmerksamkeit) lieber anderen Anbietern gibt. Dann geht der Freitag auch noch mit gutem Beispiel voran und schreibt unter den Artikel, was die Autorin eigentlich macht und wie viel sie für diesen Beitrag bekommen hat. Fast vorbildlich.
Aber nur fast. Denn nach einem langen Text, wo es eben um die Kosten von Qualität, um Fairness, Werte und Transparenz im Journalismus geht, lese ich: „Sie hat an diesem Beitrag 16 Stunden gearbeitet und dafür 125 Euro erhalten.“ Das macht 7,81 Euro pro Stunde. Für einen selten intelligenten Artikel. Wenn ich dann zum Vergleich mal kurz recherchiere, welche Mindestlöhne in anderen Branchen gelten, muss ich ein bisschen weinen.