Preismodelle zum Abschrecken

Lesezeit: 2 Min., von Titus Gast gepostet am Sun, 18.10.2009
Tags: apps, iphone, journalismus, paid content

Ich mag den Duden. Gestern hätte er mich beinahe auch gemocht. Denn er hätte Geld mit mir verdienen können. Genau genommen war es der Dudenverlag. Und ich hätte Wissen gewonnen. Eine klassische Win-Win-Situation. Doch dazu kam es nicht.

Apple hatte mir einen Newsletter geschickt. Es gäbe da diese tolle neue Duden-App für mein Telefon. Ich dachte mir: Mensch, so ein Duden in der Hosentasche, das hätte ja was! Dann könnte ich mir glatt die Anschaffung des entsprechenden Buches sparen, mein zweitliebstes Nachschlagewerk immer dabei haben und käme vielleicht auch schneller in den Genuss von Systemupdates, also Anpassungen des Regelwerks. Dann sah ich den Preis: 19,99 Euro. Wer meistens kostenlose Programme lädt oder welche, die vielleicht mal zwei Euro kosten, schluckt da natürlich erst mal. Andererseits: Es ist ja wahrscheinlich immer noch günstiger als das entsprechende Buch (das ich ja vielleicht doch gerne im Regal stehen haben würde) und die Software für den Rechner. Dachte ich. Beides ist nicht der Fall.

Ich glaube, für berufsmäßige Schreiber – auch Onlineredakteure – zählt ein Duden zum Handwerkszeug. Auf meinem Büro-Schreibtisch steht sowieso ein Buch, nun hätte ich noch gerne eins für zu Hause und für dazwischen wäre die Hosentaschenvariante ideal. Die Rechnung lautet also (unabhängig davon, ob ich selbst oder Arbeitgeber oder Auftraggeber dafür bezahlen):

Nur zum Vergleich: Wenn ich Software für die ganze Familie kaufe und mehre Versionen davon benötige, bekomme ich eine Art Mengenrabatt. Musiker verkaufen LPs mit Download-Gutscheinen. Aber wenn ich ein Nachschlagewerk gerne digital und analog hätte, muss ich es mir mindestens zwei Mal kaufen? Zum vollen Preis?

Lieber Dudenverlag, so wird das nichts. Ich werde auf mindestens eine dieser Investitionen verzichten und mir davon lieber schöne Musik kaufen. Einfach, weil ich für ein- und dasselbe Produkt mit zwei Verpackungen (die ich im Übrigen noch nicht mal gleichzeitig benutzen werde) nicht bereit bin, doppelt bezahlen. Es tut mir leid, wenn ich das so sagen muss, aber: Mit solchen Preismodellen wird das mit E-Books und Paid Content nichts.

Und: Nein, dass Zeitungen das mit ihren E-Paper-Versionen ähnlich handhaben, ist kein Argument.


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